Die jungen Leute

An diesem Abend haben sich Daniel, Andreas und Markus zum gemeinsamen Saubermachen der Wohnung verabredet. Doch Daniel ist nicht da. „Er hatte einen Unfall beim Fußball“, berichtet Andi. „Die hatten für die Linien anstelle von gelöschtem Kalk Ätzkalk benutzt. Er ist da gestürzt. Dummerweise hatte er sich kurz vorher das Bein aufgeschürft.“

„Aua, Ätzkalk in der offenen Wunde, das brennt. Wo ist er jetzt?“

„Im Krankenhaus. Nachher kommt noch ein Freund vorbei, dann fahren wir ihn besuchen. Kommst du mit?“

Natürlich kommt Markus mit. Er saugt vorher noch rasch sein Zimmer, das Bad, die Küche und den Flur und hat damit seinen Teil der Wohnungsreinigung für diese Woche erledigt, während Andreas froh zu sein scheint, dass der Termin für die gemeinsame Hausarbeit geplatzt ist. „Ich habe eine große Mülltüte in den Flur gehängt“, meint Andi dann. „Damit man nicht ständig laufen muss.“
Markus muss grinsen. Welch Idylle, mit einer Mülltüte im Flur! Aber ihm ist schon die Sammelleidenschaft von Andreas und Daniel aufgefallen, um die Wege zu den Containern zu optimieren. Die Küchenschränke sind keineswegs mit Geschirr voll, sondern werden als Recyclingbehälter genutzt. Als Markus einmal im Küchenschrank eine Bratpfanne gesucht hat, um sich Spiegeleier zu machen, fielen ihm polternd Hunderte von leeren Bierdosen entgegen.

Aber Andreas hat ihm geholfen, sie wieder neu zu stapeln.

Der Pförtner will Daniels Besucher nicht mehr ins Krankenhaus einlassen. „Die Besuchszeit geht bis halb acht!“
Aber es ist erst 19 Uhr 25.

„Wir bringen ihm nur rasch etwas vorbei“, versucht Andreas zu handeln.

„Das sagen sie alle. Und dann bleiben sie bis neun“, schimpft der Mann hinterm Empfang. „Keiner hält sich an die Regeln.“

„Aber die Regel ist, dass Sie uns bis halb acht einlassen müssen“, sagt nun Markus bestimmt. „Also halten Sie uns nicht länger auf, die Zeit drängt.“

„Dass ihr ja rechtzeitig wieder draußen seid!“, ruft der Pförtner den dreien nach.

„Klar!“, ruft Andreas zurück.

Natürlich denken sie nicht daran, die Klinik so schnell wieder zu verlassen. Daniel liegt in der ersten Klasse in einem großen Einzelzimmer, das wie ein Zimmer in einem Luxushotel eingerichtet ist. Er begrüßt die Freunde herzlich, humpelt aus dem Bett zum Tisch: „Habt ihr die Karten dabei?“

Während Andreas das Spiel herauszieht und mischt, fragt Markus: „Wie kommst du zu der Suite?“

„Mein Vater ist Versicherungskaufmann“, sagt Daniel grinsend, „der hat für mich eine Privatversicherung abgeschlossen.“

Es geht schon auf elf Uhr zu, als die drei Besucher wieder am Empfang vorbeigehen. Der Mann dahinter sagt nichts und scheint in seine Zeitung versunken zu sein. Vielleicht war auch Schichtwechsel und ein anderer Portier residiert jetzt hier.