Ausschreibung

Ulli Bertrand überrascht Markus Schlotterbek, der schon um halb acht bei ihm in Hamburg vor der Tür steht, mit einem opulenten Frühstück. Ein kleines Steak, in der Pfanne gebraten, auf einem gerösteten Vollkornbrot und darüber ein Omelette mit Tomatenstückchen und Champignons.
„Für nachher zwischendurch habe ich auch etwas vorbereitet.“ Ulli deutet fröhlich auf eine Platte mit einem Berg von Brötchen, belegt mit Schinken, Lachs und Käse und bekrönt mit reichlich Cocktail-Tomaten, Gürkchen, Oliven und russischen Eiern. Jedenfalls muss die Firma noch nicht am Essen sparen, denkt Markus und freut sich über Ullis Optimismus.

Frank Adam, Ulli und Markus sitzen den ganzen Tag mit rauchenden Köpfen über der Ausschreibung, machen nur kurze Pausen auf dem Balkon, in denen Ulli und Markus Luft schnappen, und Frank nun rauchen kann.

Die drei versuchen sich vorzustellen, was der Auftraggeber erwartet, und überlegen, wie sie es erreichen könnten, dass ihre Aufwendungen gering genug sind, um zu einem vernünftigen Preis anbieten zu können. Es geht um die komplette Überwachung der Halle. Beleuchtung, Heizung und Klimaanlage sollen durch einen Computer überwacht und gesteuert werden. Die Daten sollen grafisch angezeigt werden. Natürlich gibt es da schon Firmen, die so etwas können. Aber Ullis und Markus’ Erfahrungen mit dem UDÜS könnten ihnen behilflich sein. Ob nun Umweltdaten oder Heizungstemperaturen digital übertragen werden, ist im Prinzip nicht so sehr unterschiedlich. Mehr Probleme macht die grafische Darstellung. Da müsste Frank ran.

Nachdem sie zu dritt die dicken Ausschreibungsunterlagen gelesen und diskutiert haben, verteilen sie Hausaufgaben, um ein Konzept zu erarbeiten und den zeitlichen Aufwand abzuschätzen.

Frank muss weg, Markus nimmt den Nachtzug. Ulli und er gehen vorher auf ein Bier zu einem nahe gelegenen Italiener.
„Das habe ich auch mal gemacht“, erzählt Ulli, als Markus ihm von seinem Vorhaben berichtet, demnächst Überbrückungsgeld zu beantragen.
„Wie hast du eigentlich deine Altersversorgung geregelt?“, fragt ihn Markus.

„Oje, für die habe ich seit zehn Jahren kein Geld übrig.“ Ulli grinst, scheint es locker zu nehmen. Ist er wirklich so gelassen? Oder ist es nur Fassade? Markus ist sich nicht sicher, fragt aber nicht.