Adäquat

Die wenigen Tage in Zierleben sind schnell vergangen. Auch auf der Rückreise studiert Markus im Zug sein Datenbankbuch. Chris und er fahren diesmal am Tag. Sie verlangt, dass er das Buch wenigstens ein paar Stunden beiseite legt, sich die Gegend anschaut und mit ihr Karten spielt. „Wofür bin ich eigentlich mit dir verheiratet?“ Er ist diesmal ziemlich unkonzentriert und verliert ständig. Nach ein paar Spielen gibt sie nach. „Dann lies halt dein blödes Buch.“ Er macht es sich bequem, zieht die Schuhe aus und streckt die Füße zu ihr hinüber. „Du bist richtig dekadent geworden“, beschwert sich Chris, „bei dir sind auch alle schlechten Eigenschaften versammelt. Wenn du wenigstens dabei doof wärst. Aber nein, du bist auch noch intelligent!“

„Ja, was sich jetzt als Manko erweist“, meint Markus unbescheiden. „Ich würde ja gerne auch einen Job annehmen, der weniger Intelligenz braucht, aber den kriege ich auch nicht, weil die denken, der haut sofort ab, wenn er was Adäquates findet. Das nennt man Überqualifikation.“

„Red nicht so geschwollen daher, du bist auch nichts Besseres, bloß weil du super rechnen kannst und Latein auf der Schule hattest. ‚Adäquat’ – wenn ich das schon höre!“ Näselnd spottet sie: „Er will keine passende Stelle, er will eine adäquate Stelle.“

Markus lacht: „Mir fallen halt nicht immer die … adäquaten …“, er weicht ihrer Ohrfeige aus „… äh … passenden Worte ein.“