Hosensuche

Ich finde meine Hose nicht. Gestern Abend hatte ich gleich beim Nachhausekommen mir bequemere Sachen angezogen. Das ist für mich eine Symbolhandlung, die Klamotten auszuziehen, die ich in der Arbeit anhatte. Damit streife ich gleichzeitig die Angespanntheit ab. Das war früher nur nach besonders stressigen Tagen so, aber seit ein paar Monaten – merke ich – halte ich es in der Kleidung, die ich in der Arbeit anhatte, keine Sekunde länger aus, sobald ich zu Hause bin. Obwohl ich in der Firma für gewöhnlich auch nur Jeans und T-Shirts trage.

Ich habe eigentlich nur eine Garnitur, die für die Einigungsstelle passt: Eine schwarze gute Jeans und ein Trachtenhemd. Gut, Hemden hätte ich noch mehrere. In einem Anzug sehe ich einfach unmöglich aus, meint Chris. Aber etwas bessere Sachen muss man schon anhaben, um selbstbewusst auftreten zu können. Ich brauche die schwarze Jeans. Wo ist die? Ich suche überall, zweimal, dreimal, in allen Zimmern, in denen ich gestern gewesen bin. Erst als ich schon völlig verzweifelt bin, finde ich die Hose an der Garderobe hängend unter meiner Regenjacke. Ich habe sie gestern Abend gleich mit der Jacke ausgezogen und aufgehängt.

Aus: Marinus Münster, „Dilldöppchen“, Geest-Verlag 2004