Melinkas Traum

Sie laufen nackt wie Adam und Eva über eine Wiese und schämen sich nicht. Sie rennen beide auf einen See zu, der zwischen mächtigen Bäumen liegt, in deren Zweigen die Sonnenstrahlen Verstecken spielen. Bevor sie ihr Ziel erreichen, steigt ein Ungeheuer aus den Fluten. Auf den ersten Blick sieht es Hillebrand ähnlich, doch es trägt ein zottiges, braunes Fell wie ein Bär und stellt sich ihnen drohend in den Weg. Hillebrand oder wer auch immer da aus dem Wasser ans Ufer stieg, trägt ein mächtiges Halsband. Dicht dahinter steht Mariusz und hält grinsend die zugehörige Leine in der Hand.
Waldemar läuft direkt auf das Wasserungeheuer zu und durch das Wesen hindurch wie durch einen Schatten. Melinka bleibt erschrocken stehen. Während Mariusz sie lüstern anschaut, sucht sie hastig nach einer Möglichkeit, sich seinen Blicken zu entziehen, doch ihre Kleider liegen weit entfernt am anderen Ende der Wiese.
Vom Wasser her ziehen Nebelschwaden auf und hüllen die Szene in ein geisterhaft fahles Licht. Melinka zittert. Plötzlich setzt sich Mariusz in Bewegung, kommt ihr immer näher und schwingt die Leine wie eine Peitsche. Melinka will weglaufen,
doch sie kann sich mit einem Mal nicht mehr von der Stelle rühren. Sie sieht, dass Waldemar mittlerweile bis zur Brust im Seewasser steht und ihr zuwinkt, während das Ungeheuer hinter den Nebelschwaden verschwindet. Melinka müht sich vergeblich, den See zu erreichen, um sich im Wasser unerwünschten Blicken zu entziehen. Aber sie ist da, wo sie steht, wie festgewachsen. Fieberschauer durchzucken sie wie Blitze und brennen auf ihrer Haut, während sie vor Kälte bebt. Mariusz läuft ihr immer noch entgegen, doch er kommt nicht mehr näher. Stattdessen erscheinen von allen Seiten Gestalten ohne Gesichter und schlagen wild mit den Armen um sich. Während sie herankommen, erkennt Melinka ihre polnischen Arbeitskollegen, die, je näher sie kommen, in der Wiese wie in einem grundlosen Sumpf versinken. Plötzlich taucht Irina am Seeufer auf und watet ins Wasser auf Waldemar zu. Als sie schon fast bei ihm ist, verschwindet sie hinter Nebelfetzen und hängt Sekunden später am Ast eines Baumes. Sie zappelt an der Leine, die Mariusz kurz vorher noch in der Hand hielt. Verzweifelt rudert sie mit den Armen und blickt zu Melinka hin.
Das Wasser im See gerät in Bewegung. Eine Frau steigt aus den Fluten. Melinka glaubt sie zu kennen, obwohl ihr das Gesicht unbekannt ist. Sie erreicht das Ufer, kommt direkt auf Melinka zu und hebt drohend die Hand.